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Klimaanpassung im Bestand

Die Klimaveränderung beschäftig immer mehr auch die Immobilien Branche. Heute geplantes, morgen gebautes und übermorgen genutztes. Dies ist die Herausforderung, der sich die Entwickler stellen müssen. Um diese zu meistern, gehört es dazu, sich mit den Klimaprognosen zu beschäftigen. So weit so gut, doch was ist mit dem Bestand? Aus Klimaschutzsicht, gibt es nichts Schlimmeres als einen Ersatzneubau. Klar gibt es Gründe dafür, doch diese müssen gut überlegt sein um einen voreiligen Abbruch zu verhindern.


So ist die Allgemein Baugenossenschaft Zürich (ABZ) im Besitz mehrere Liegenschaften, welche im Bestand bleiben sollen. Bestehende Gebäude definieren den vorhandenen Freiraum. Ohne grosse Eingriffe in die Bausubstanz, kann der Freiraum nicht mehr wachsen oder zusätzlich geöffnet werden. Und dennoch, ein Blick auf den Bestand lohnt sich. Optimierungen lassen sich immer finden. Der Umfang und die Möglichkeiten unterscheiden sich stark von Objekt zu Objekt. Dies zeigte die Analyse, mit Blick auf die Hitzeminderung, von drei bestehenden ABZ Überbauungen.

Plananalyse

Auszug aus der Fachplanung Hitzeminderung, Stadt Zürich

Im Gegensatz zur Neuentwicklung von Arealen, oder ganzen Quartieren, findet sich der Bestand in einer Struktur wieder, welche starr und unverrückbar ist. Überbauungen können einerseits im Einwirkbereich der Kaltluft liegt und andererseits kann die Gebäudelegung die kühlen Lüfte positiv durch das Areal leitet. Optimieren lässt sich die Situation im Bestand nur in Ausnahmefällen.


Übrigens, die GIS Plananalysekarten der Stadt Zürich, sind frei zugänglich.





Vor Ort Analyse

Was die drei Liegenschaften gemeinsam haben, ist die Begrünung der Freifläche. Aus Sicht Hitzeminderung wurde bereits vieles richtig gemacht. So sind die versiegelten Flächen auf ein Minimum reduziert und die Möglichkeiten zur Flächenbegrünung sind genutzt. Auch die Gebäude sind gut begrünt, bieten jedoch teilweise weitere Möglichkeiten.


Niederschlagswasser

Interessant ist der unterschiedliche Umgang mit dem Regenwasser. Der heute übliche Umgang mit dem Regenwasser, besteht darin, dieses so schnell und direkt wie möglich weg zu führen. Die Folgen sind, unterirdische Infrastrukturen, wie Retentionen und Kanalisationen. Wo möglich wird das Umgebungswasser grossflächig versickert, oder das Dachwasser wird unterirdisch gesammelt und mittels zentraler Versickerungsanlage dem Grundwasser zugeführt. Aus Hitzemindernder Sicht, soll das Regenwasser wieder sichtbar gemacht werden und so lange wie möglich an der Oberfläche gehalten werden. Das gibt dem Regenwasser die Zeit langsam zu verdunsten und so die Umgebung zu kühlen. Eines der drei Areale setzt dieses Prinzip um, was für eine in der Stadt liegende Überbauung sehr untypisch ist. Hier stellt sich die Frage, welche Erfahrungen wurden im Betrieb gesammelt, was würde das nächste Mal anders gemacht werden.


Das Gebäude

Eine gewichtige Rolle bei der Hitzeminderung spielt der Freiraum. Dieser leitet die Kaltluft durch das Areal, lässt das Regenwasser verdunsten und bietet schattige Aufenthaltsorte. Nun halten wir uns bei weitem nicht immer im Freien auf, sondern verbringen auch Zeit zu Hause in unseren vier Wänden. Und genau das soll die Hitzeminderung schaffen, Orte an denen keine Überhitzung stattfindet, an denen wir uns aufhalten. Sei es im Freien oder Drinnen. Das Gebäude an sich, ist ein Körper, der Energie in Form von Wärme speichert. Was im Winter gewünscht ist, führt im Sommer zum Unerwünschten. Beim Gebäude stellen sich zwei Fragen: Wie kann die Hitze draussen gehalten werden und wie kann die Hitze abgeführt werden. Dabei spielt die ganze Bandbreite der Gebäudestruktur, verbauten Materialien über die Technik und dem Benutzerverhalten eine Rolle.


Massnahmen

Eine kleine Auswahl der evaluierten Massnahmen. Die Massnahmen sind nach drei Betrachtungsweisen eingeordnet.

  • Das Element, welches eine Beeinflussung herbeiführen kann. Zum Beispiel ein Baum. Hier ist das Element die Begrünung, welche mittels Beschattung oder Verdunstung über die Blätter eine kühlende Wirkung hat.

  • Wo wird die Wirkung erzielt? Die räumliche Ebene zeigt das aktivierte Objekt auf. Um beim Baum zu bleiben, dieser steht üblicherweise auf dem Boden, also Freiraum (oder Dach, wenn man möchte).

  • Der Effekt, oder die Wirkung, unterscheidet nur zwischen Tag und Nacht. Der Baum bietet tagsüber einen dicken Schatten, in den man sich hineinsetzten kann. In der Nacht hilft der Baum die Auskühlung mittels Verdunstung, zur Auskühlung der Umgebung.

Die Herangehensweise mit den drei Betrachtungsebenen können neue Ideen und Konzepte hervor. Diese in einem Workshop unterstützen sie ein strukturiertes vorgehen.


Auswahl von Massnahmen

Es geht um den Menschen, um Orte, an denen man sich aufhalten möchte. Wenn Low-Tech Prinzipien nicht greifen, können technische Lösungen zur Hitzeminderung beitragen. Dabei können einzelne Insellösungen vor zu viel Technik schützen. Moderne Wohnbaugenossenschaften bieten ihren Bewohnern Gemeinschaftsräume an. Diese können je nach Infrastruktur mit mehr oder minderem Aufwand temperiert werden. Zum Beispiel kann der Fussboden mittels FreeCooling kühlend wirken.




Innenliegende Treppenhäuser lassen uns die angestaute Hitze spüren. Eine gezielte Nachtauskühlung kann den Effekt umkehren. Einerseits wird der Gebäudekern gekühlt und die Bewohner können mittels Wohnungstüre ihre Wohnung durchlüften und so die kühle Luft rein lassen.


Ob automatisiert oder mittels manuellem Öffnen ist eine Frage der Handhabung und hat keinen Einfluss auf den Effekt. Der Einbruchschutz ist bei den Varianten weiter beachtet werden.




Was tun, wenn nichts getan werden kann? Die Hitzetage und Tropennächte werden in ihrer Anzahl steigen. Das sagen uns die Klimaexperten. Neben dem Komfort, ich möchte es etwas kühler haben, geht es vor allem um die Menschen, welche gesundheitliche Probleme mit der Hitze haben. Informationen welche Symptome bei Hitzebeschwerden auftreten, können hilfreich sein, um rechtzeitig zu helfen oder Hilfe zu rufen.





Bei vielen europäischen Städten finden ein Umdenken beim Umgang mit der Ressource Regenwasser statt. Der Wert dieses Mediums wird langsam erkannt und die Nutzung auf unterschiedlichste Weise getestet. So wird das Regenwasser auch als erfahrbares Element eingesetzt und Areale dementsprechend entwickelt.


Der Wert des Regenwassers erfolgt hauptsächlich durch den Kühleffekt bei Verdunstung. Dies bedingt das zurückhalten des Wassers auf der Oberfläche. Gleichzeitig führt dies zur Belastungsreduktion unserer Kanalisationsinfrastruktur, was wiederum Kosten einspart.


Diese kleine Auswahl aus den 14 evaluierten Massnahmen, zeigt auf, wie vielfältig die Herangehensweisen an das Thema Hitzeminderung sein können. Falls dich die anderen Massnahmen oder sogar eine individuelle Analyse interessiert, können wir uns gerne austauschen.



Unser Fazit

Einerseits spielt das Freiland mit der Begrünung und dem Regenwassermanagement eine wichtige Rolle. Um nun einen optimalen Effekt zu erzielen, muss das Gebäude und die Innenräume in die Betrachtung mit einbezogen werden. Nicht in jeder Phase ist jede Betrachtung relevant. Hier sei nur mal die Kaltluftnutzung erwähnt, welche in der Entwurfsphase entscheidend ist. Um die Klimaanpassung in den Entwicklungsprozess einzupflegen, ist zwingend eine Person mit den nötigen Verantwortungen und Kompetenzen zu bestimmen.


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